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Regie: Malgorzata Szumowska | Polen 2015

Untersuchungsrichter Janusz hat wahrlich schon viel gesehen in seinem Leben und sich ein dickes Fell zugelegt. Die grausamen Eindrücke von Tatortbegehungen spült er mit Wodka herunter. Gegenüber seiner Tochter Olga erscheint er deshalb gefühllos und abgestumpft. Das ist fatal, denn Olga leidet unter dem Verlust ihrer Mutter und unter massiven Essstörungen. Mit ihrer Psychotherapeutin Anna kommt eine dritte einsame Seele ins Spiel. Auch sie hat einen ihr nahestehenden Menschen verloren, findet aber Trost darin, Botschaften aus dem Jenseits empfangen zu können.

Auf den ersten Blick ist es eine triste und traurige Welt, in der die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska ihre Protagonisten wandeln lässt. In der Inszenierung laufen Stränge nebeneinander her und man weiß anfangs nicht so recht, woran man sich halten soll: an Janusz ausgebufften Blick auf die harten Realitäten oder an Annas Auge für das Übersinnliche. Auch die Figur Olgas lebt von einem Widerspruch, denn ihre tiefe innere Verzweiflung trägt sie bisweilen mit Humor und Kreativität nach außen. Sie gibt sich robuster als sie eigentlich ist. Ist es rabenscharze Komödie oder ist es bitterstes Drama? Auch das scheint nicht so klar. Doch wie es Szumowska gelingt Nähe zu drei höchst unterschiedlichen Figuren aufzubauen, das ist schon ein kleines Erzähl-Wunder und darin lösen sich dann aufs Wunderbarste die scheinbaren Gegensätze auf. Diesen schrägen Film kann man durchaus als „sehr speziell“ bezeichnen, was aber uneingeschränkt als Lob gemeint ist. Er spielt sich ganz sachte in die Herzen seiner Zuschauer und verwandelt Schwere in Leichtigkeit.

© by Christian Exner

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