KAPTN OSKAR

Regie: Tom Lass | Deutschland 2012

Oskar hat einen Schlussstrich gezogen, nachdem ihm seine Freundin Alex in Rage die Wohnung abgefackelt hat. Aber Hitzkopf Alex will das nicht kapieren. Sie rückt ihm auf die Pelle und hört nicht auf Oskar zu stalken. Es ist krank. Nur leider nicht krank genug für eine Zwangseinweisung. Mit seiner neuen Freundin Masha trifft Oskar daher eine klare Abmachung: Nähe und Zärtlichkeit ja, aber definitiv keinen Sex! Alles diesmal ganz entspannt und ohne Aufregung. Anfangs fühlt es sich richtig an. Aber auf die Dauer wird es komisch, denn Mashas aufgesetzte Kindlichkeit und Oskars Nerd-Attitüde erschweren eine intensivere Annäherung. Die Frage nach dem Sex-Tabu würde Oskar deshalb gerne noch einmal zur Diskussion stellen.

Drei Schauspieler und ein Mini-Budget ergeben einen filmischen Knaller. Wie kann das sein?
Tom Lass dreht ebenso wie sein Bruder Jakob Lass in Love Steaks nach dem Mumblecore-Konzept. Das ist die minimalistischte Produktion-Stufe, die man sich vorstellen kann; Independent nach dem do-it-yourself-Muster, ursprünglich mit oft schlechtem Ton und überlappenden Dialogen (daher: mumble=murmeln). Es ähnelt sehr dem Ansatz von Axel Ranisch (Ich fühl mich Disco, Dicke Mädchen), der sich mit seinem „Sehr-gute-Filme-Manifest“ aus Kreativitäts-hemmenden Produktions-Korsetts befreien konnte. Ranischs Spontanität und Lockerheit zeichnen auch die Produktionen der Brüder Lass aus. In der Improvisation gelingen dem Hauptdarsteller, Regisseur und Autor Tom Lass alias „Oskar“ zusammen mit seinen Schauspiel-Partnerinnen (Amelie Kiefer als Masha und Martina Schöne-Radunski als Alex – beide hinreißend!) immer wieder Gesten und Dialoge, die überraschen, berühren und amüsieren. Sein zurückhaltendes Tasten im Beziehungsgeplänkel und sein Testen eines sehr speziellen Partnerschafts-Modells erscheinen mal linkisch, mal melancholisch und oft umwerfend witzig – besonders dann wenn man unterschwellig spürt, dass sich die Figur des Oskar vielleicht nur den Anschein eines Slackers gibt.
Beinahe scheint es so, als sei auch Tom Lass‘ Mumblecore-Understatement nur Schein, denn in seinem Regiewerk „Kaptn Oskar“ kann er sich viel besser präsentieren als in vielen seiner bisherigen TV-Rollen. Auch die ganze Aufmachung des Projektes – vom Trailer bis zur Postproduktion – wirkt kaum handgestrickt. Ist das überhaupt noch einer dieser kleinen schlampigen „Murmel-Filme“?
Egal was es ist: Mehr davon bitte!

© by Christian Exner

Credits